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Das Brain­stor­ming-Tool mind­wendel hat ein Update bekommen. Das ermög­licht viele neue Funk­tionen und schafft damit jede Menge neuer Mög­lich­keiten zum Ein­satz beim digi­talen Lernen.

Was ist eigent­lich mind­wendel?

mind­wendel ist ein offenes Online-Tool mit Fokus auf Ideen­samm­lung. Als leh­rende bzw. mode­rie­rende Person gibt man eine Frage ein und erhält dann eine Brain­stor­ming-Umge­bung, die man über einen Link mit Ler­nenden teilen kann. Ideen können dabei anonym oder unter Angabe eines Namens oder Pseud­onyms ange­geben werden. Ein­ge­ge­bene Ideen können geliked (bzw. in diesem Fall »ges­ternt«) werden. Außerdem lassen sich gesam­melte Ideen unter­schied­li­chen Kate­go­rien zuordnen.

Ich mochte das Tool schon immer sehr gerne, weil es nie­der­schwellig nutzbar ist, ohne Anmel­dung funk­tio­niert und vom kits-Team daten­schutz­freund­lich zur Ver­fü­gung gestellt wird. Sehr hilf­reich finde ich außerdem, dass sich die gesam­melten Ideen später expor­tieren lassen. So kann man sehr gut damit wei­ter­ar­beiten.

Was ist neu bei mind­wendel?

Wäh­rend auch die bis­he­rigen Ver­sionen von mind­wendel schon sehr hilf­reich waren, bringt das Update nun noch mehr Mög­lich­keiten. Das sind die für mich wich­tigsten Punkte:

  • Ideen lassen sich nun nicht mehr nur in einer Ober­fläche sam­meln, son­dern es können meh­rere Spalten ein­ge­richtet werden. Die Spalten können spe­zi­fisch benannt werden. Im Admin-Bereich kann ich fest­legen, ob alle Nut­zenden die Ideen hin- und her­schieben können sollen oder ob das nicht erlaubt sein soll.
  • Ideen können kom­men­tiert werden. Man sieht in der Über­sicht direkt, ob bereits jemand kom­men­tiert hat. Ein Klick auf das Kom­mentar-Icon führt dich zu den Kom­men­taren.
  • Es lassen sich Dateien zu Ideen hoch­laden. Das ist direkt beim Anlegen einer Idee mög­lich oder später nach einem Klick auf das Stift-Icon. Ich kann dann zum Bei­spiel ein zusätz­li­ches Doku­ment mit wei­teren Infor­ma­tionen oder ein abfo­to­gra­fiertes Bild ergänzen.

Daneben haben sich wei­tere Klei­nig­keiten ver­bes­sert. So lässt sich jetzt bei­spiels­weise sehr kom­for­tabel von der Start­seite aus nach den ein­zelnen Rubriken fil­tern. Außerdem kann ich die Brain­stor­ming-Umge­bung mit anderen in zwei unter­schied­li­chen Modi teilen: Ers­tens in einem Brain­stor­ming-Modus, der es Teil­neh­menden per Stan­dard nur ermög­licht, Ideen hin­zu­fügen. Wei­tere Optionen wie das Ver­schieben von Karten und das Sor­tieren muss ich explizit im Admin-Bereich frei­geben. Zwei­tens in einem Admin-Modus mit allen Bear­bei­tungs­rechten.

Was lässt sich damit machen?

Wäh­rend ich mind­wendel schon immer sehr gerne für eine ein­fache Ideen­samm­lung, zum Bei­spiel zum Ein­stieg in ein Thema (»Was ver­bindet ihr mit dem Thema?«) oder zum Abschluss (»Was war euer wich­tigstes Lear­ning?«), ver­wendet habe, gibt es jetzt noch viel mehr Mög­lich­keiten. Hier kommt eine Samm­lung an Inspi­ra­tionen zum Erkunden und Aus­pro­bieren:

  • Die neuen Spalten lassen mich sofort an den Nachbau eines Kanban-Boards denken, wie es zum Bei­spiel im Pro­jekt­ma­nage­ment ver­wendet wird. Ich kann mit Ler­nenden zum Bei­spiel beim Pro­jekt­lernen nun die klas­si­schen drei Spalten ein­richten: »To Do«, »Doing«, »Done« (oder auch: »Zu erle­digen«, »in Bear­bei­tung«, »erle­digt«). Dann können wir alle anste­henden Lern­her­aus­for­de­rungen sam­meln und in die erste Spalte ein­sor­tieren. Sobald jemand mit einer Auf­gabe beginnt, wird sie in die Mitte ver­schoben und wan­dert dann nach Fer­tig­stel­lung in die dritte Spalte. Beson­ders schön ist diese Mög­lich­keit in Kom­bi­na­tion mit der Option zur Kate­go­ri­sie­rung. Wenn zum Bei­spiel meh­rere Gruppen in einem Board aktiv sind, dann kann jede Gruppe eine Farbe erhalten und dann sehr schnell ihre Pro­jekt­um­ge­bung durch die Nut­zung des Fil­ters anzeigen lassen. Zugleich besteht aber auch die Mög­lich­keit, zu sehen, woran andere Gruppen gerade arbeiten.
  • Ich kann das Tool für eine Beglei­tung durch die Woche ver­wenden. Dazu könnte ich für jeden Tag eine »Auf­wach­frage« in eine Spalte ein­stellen. Die Ler­nenden können ihre Ant­worten teilen. So begleitet uns die Umge­bung durch die ganze Woche.
  • Eben­falls ein Wochen­an­satz wäre, eine »Wie geht es mir?«-Begleitung durch die Woche anzu­bieten. Auch hier gibt es Spalten für die ein­zelnen Wochen­tage. Alle teilen jeden Tag etwas, wie sie sich beim Lernen gefühlt haben. Mit den Kate­go­rien kann ich zur Aus­wahl anbieten, was gute Erleb­nisse, neu­trale Erleb­nisse und nega­tive Erleb­nisse waren. Am Ende der Woche können wir dann gemeinsam auf das Board schauen, uns die Ein­träge durch­lesen, sie nach­ein­ander fil­tern und gemeinsam reflek­tieren.
  • Ins­be­son­dere durch die neue Upload-Funk­tion lässt sich das Tool für eine nie­der­schwel­lige Bar­camp-Doku­men­ta­tion ver­wenden. Hier könnte für jeden Slot eine eigene Umge­bung ein­ge­richtet werden und dann für jede Ses­sion eine Spalte. Hier könnten dann alle fest­halten, was ihnen für Ideen bei der Ses­sion in den Sinn kommen. Wenn es noch zusätz­liche Doku­mente gibt, zum Bei­spiel eine kleine Prä­sen­ta­tion der ses­si­on­ge­benden Person oder eine abfo­to­gra­fierte Skizze von einem Flip­chart, dann kann das eben­falls hoch­ge­laden werden.
  • Mit der Kom­men­tie­rung lässt sich Brain­wri­ting unter­stützen. Diese Methode funk­tio­niert so, dass in schrift­li­cher Form auf den Ideen von anderen auf­ge­baut wird. In diesem Fall würde ich eine erste Spalte ein­richten mit »noch unkom­men­tierten Ideen«. Dort stellen alle ein, was ihnen zu einer bestimmten Frage ein­fällt. Zum Bei­spiel in einer Lehr­kräf­te­fort­bil­dung: »Welche Idee hast du zur Umset­zung eines BNE-Pro­jekts nach dem Whole School-Approach an unserer Schule?« Wer keine neue Idee mehr teilen will, kann sich eine Idee öffnen und sie in einem Kom­mentar wei­ter­ent­wi­ckeln. Dabei gilt die Regel, dass ein Kom­mentar nie ableh­nend, son­dern immer in einer wei­ter­ent­wi­ckelnden Per­spek­tive geschrieben sein soll (»Ja, und …«). Sobald die Idee kom­men­tiert ist, wird sie in eine zweite Spalte ver­schoben. Von dort wird sie noch ein wei­teres Mal kom­men­tiert. Das Ziel ist es dann, dass am Ende alle Karten in einer dritten Spalte sind, also neben der eigent­li­chen Idee noch zwei Wei­ter­qua­li­fi­zie­rungen erfahren haben. An diesen Ideen lässt sich dann gemeinsam wei­ter­ar­beiten.
  • Mit den unter­schied­li­chen Spalten lässt sich sehr gut ein World Café nach­bauen. Hier tau­schen sich Ler­nende nach­ein­ander an unter­schied­li­chen Tischen zu einer bestimmten Frage aus. Nach einiger Zeit werden Tische gewech­selt und alle arbeiten an einem anderen Tisch zu einer neuen Frage weiter. Rein analog setzt man das so um, dass Tisch­de­cken auf den Tischen ver­teilt sind, auf denen die Ideen fest­ge­halten werden. Die neue Gruppe sieht dann, was die alte Gruppe notiert hat. Mit der Nut­zung von mind­wendel wäre jeder Tisch eine Spalte. In der ersten Runde werden alle Ideen in den jeweils pas­senden Spalten fest­ge­halten. In der nächsten Runde sehen dann alle direkt, was bereits in der Spalte des nächsten Tisches steht, und sie können daran wei­ter­denken.
  • In einer Lehr­ver­an­stal­tung können Feed­backs für ver­schie­dene Themen gesam­melt werden und so eine struk­tu­rierte Reka­pi­tu­al­a­tion ermög­licht werden. Mög­liche Spalten wären zum Bei­spiel »Start«, »Stop« und »Con­tinue«, d.h. Was sollten wir neu beginnen, was sollten wir beenden und was sollten wir fort­setzen? Oder »Glow« and »Grow«, d.h. Was lief schon groß­artig und wo müssen wir noch wachsen? Mit solch einem struk­tu­rierten Ansatz lässt sich sehr sys­te­ma­tisch Feed­back ein­holen und dann gemeinsam daran weiter arbeiten.

Fazit

Ich habe in diesem Bei­trag nur erste Ideen vor­ge­stellt, die mir ziel­füh­rend erscheinen. Ganz bestimmt ist aber noch sehr viel mehr mög­lich. Ich freue mich des­halb auf die wei­teren Erkun­dungen mit den neuen Funk­tionen!

 

Nele Hirsch ist frei­beruf­liche Päda­gogin. In dem von ihr initi­ierten eBildungs­labor unterstützt und berät sie schu­lische und außer­schulische Akteurinnen und Akteure zur Gestal­tung von Lern­prozessen in einer Kultur der Digi­talität. Ihre Schwer­punkte sind Open Educa­tional Resources (OER), kollabo­ratives Lernen und Bildung für nach­haltige Ent­wicklung (BNE).