Inklusiver Unterricht ermöglicht die Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler an Bildung. Zur Gestaltung eines diklusiven Unterrichts ist es notwendig, verschiedene Zugänge zum Lerngegenstand herzustellen, sodass alle Schülerinnen und Schüler lernen können.
Nach einer kurzen Einführung zum Thema Diklusion werden diklusive Ideen für die Visualisierung insbesondere mit der Piktogramm-Suche PictoSearch von »kits« aufgezeigt.
Tipp: Die Piktogramm-Suche von »kits« ist inklusiv! Es werden Piktogramme mit einem breiten Diversitätsspektrum berücksichtigt, was bei Piktogrammsammlungen häufig nicht der Fall ist. Ein paar Beispiele dafür werden hier dargestellt:
Zugänge ermöglichen: Diklusion!
Verschiedene Zugänge können besonders durch digital-inklusiven Unterricht ermöglicht werden. Diklusion beschreibt die Zusammenführung digitaler Medien und Inklusion innerhalb eines digital-inklusiven Unterrichts. Diklusiver Unterricht bietet zahlreiche Exklusionsrisiken, zeigt aber ebenfalls bei einer guten didaktischen Planung unzählige Chancen für die Teilhabe auf. Diese werden im Fünf-Ebenenmodell dargestellt.
- Auf der ersten Ebene (Lernen durch Medien) wird können digitale Medien eine Beeinträchtigung kompensieren oder abschwächen, sodass Teilhabe ermöglicht wird. Bspw. kann eine Schülerin, die nicht lesen kann, sich bei einer Recherche im Internet die Texte vorlesen lassen oder ein anderer Schüler greift auf das Tablet über eine Augensteuerung zu.
Visualisierungen werden in dieser Ebene häufig unterstützend, z. B. als Kommunikationshilfe, verwendet. - Auf der zweiten Ebene (Lernen mit Medien als Lernmittel) werden digitale Medien für als Lernhilfe eingesetzt: Durch digitale Oberflächen kann individualisiert oder differenziert werden, Lernstrategien können durch Erklärvideos oder interaktive Bücher dargestellt werden u.v.m.
Visualisierungen werden auf dieser Ebene insbesondere verwendet, um den Lerngegenstand besser darstellen zu können, aber auch um Handlungsabläufe z. B. für die Nutzung von Lesestrategien darzustellen (s. unten). - Die dritte Ebene (Lernen mit Medien zur Kollaboration/Kooperation) dient der Unterstützung kooperativen Lernens. Dies kann durch das Tool und die Arbeit auf die Distanz ermöglicht werden, oder innerhalb von Phasen kreativer Medienarbeit z. B. bei der Produktion eines Films, eines Podcasts oder eine gemeinsamen Präsentation.
Visualisierungen dienen auf dieser Ebene entweder ebenfalls der Kommunikation, oder dem Lernen, oder sie werden verwendet, um z. B. Unterrichtsabläufe, Reihenfolgen oder Handlungsstrukturen für alle verständlich darzustellen. - Die vierte Ebene (Lehren mit Medien) beschreibt, inwieweit digitale Medien die Lehrkraft bei der Umsetzung eines inklusiven Unterrichts unterstützen können. Die Lehrkraft kann sie zur Unterrichtsvor- und nachbereitung, zur Diagnostik, zur Organisation, zur Kommunikation, Kollaboration oder zur eigenen Fortbildung verwenden.
Datenbanken wie die Piktogramm-Suche von »kits« sind ein wesentliches Mittel, dass der Lehrkraft dient, um guten inklusiven Unterricht planen zu können. Unterrichtsabläufe, Lerninhalte, wichtige sprachliche Begrifflichkeiten und vieles mehr können über die Suche und die Verwendung der Piktogramme im Handumdrehen eingesetzt werden und ersparen der Lehrkraft viel Arbeit bei der Suche in den verschiedenen Fotodatenbanken mit freien Lizenzen. Ein Vorteil ist, dass die Piktogramme sich grafisch bereits ähneln, sodass alle Visualisierungen gut zusammenpassen. - Die fünfte Ebene (Lernen über Medien) umfasst die heterogenitätssensible Erarbeitung digitaler Kompetenzen, wobei berücksichtigt wird, dass diese Kompetenzen zum einen individualisiert vermittelt, zum anderen aber auch inhaltlich individuell angepasst sind, sodass die Lernenden dazu in der Lage sind, digitale Medien an ihren eigenen Bedürfnissen und Lernständen orientiert zu verwenden.
Da Medien an dieser Stelle den Lerngegenstand darstellen, können Visualisierungen unterstützen, den Lerngegenstand präziser für alle Lernenden darzustellen. Dennoch können auch wichtige Handlungsabläufe oder Übersichten eine Hilfestellung sein (z. B. »Wie gehe ich vor, wenn ich zu einem Thema in einer Suchmaschine recherchiere?«).
Tipps zur Gestaltung von Visualisierungshilfen
Die Gestaltung visueller Hilfen durch Piktogramme ist stark abhängig von der jeweiligen Klasse bzw. dem jeweiligen Individuum sowie dem Lerngegenstand bzw. dem Ziel, für das die visuellen Hilfen erstellt werden soll. Einige (wenige) Denkanstöße zur Erstellung visueller Hilfen:
- Die Piktogramme sollten für die jeweiligen Schülerinnen und Schüler verständlich sein, oder mit ihnen besprochen werden. Daher ist bei der Auswahl der Bilder zu überlegen, ob sie eindeutig genug sind.
- Piktogramme eignen sich besonders auch für den ritualisierten Einsatz bei wiederkehrenden Handlungen oder Tätigkeiten.
- Die Darstellungen sollten auf die nötigsten Informationen reduziert werden. Dennoch ist es von Vorteil, die Bilder ggf. auch mit Text zu ergänzen, um bspw. die Verwendung von Bildungssprache zu unterstützen.
- Größtenteils bietet sich eine optische Strukturierung an, z. B. von oben nach unten oder von rechts nach links.
- Besonders wichtige Informationen können zusätzlich (z. B. farbig) hervorgehoben werden.
Ideen für den Einsatz der Piktogramme
Wie kann man nun die vielen tollen Piktogramme einsetzen? Die Ideen sind vielfältig:
- Präzisierung eines Lerngegenstands: zur Beschriftung, Erklärung usw. (Beispiel: Darstellung des Körpers in der Unterrichtseinheit »Mein Körper«)
- Visualisierung von Sprache: Besonders Nomen, jedoch auch Verben und teils andere Wortarten lassen sich durch die Piktogramme aus der Suche gut darstellen (Beispiel: Visualisierung von wichtigen Wörtern zur Kommunikation bei der Herstellung von Obstsalat).
- Zeitliche Abläufe: Durch die Piktogramme können Stundenpläne, Tages- oder Stundenabläufe visualisiert für alle Schüler:innen dargestellt werden (Beispiel: Visualisierung eines Tagesablaufs mit vier Schulstunden).
- Handlungsabläufe: Eine Handlung kann in einzelnen Schritten dargestellt werden. Soll z. B. ein Kuchen gebacken werden, kann das Rezept mit der Unterstützung der Piktogramme in einzelne Schritte unterteilt und durch die Piktogramme vereinfacht werden oder es werden alltägliche Handlungen durch Visualisierungen abgebildet (Beispiel: Händewaschen).
- Stummer Impuls: Piktogramme können stumme Impulse vorbereiten. Zur Vorbereitung der Stunde kann sich die Lehrkraft bspw. Karten von immer wieder benötigtem Material anfertigen, die zu Beginn der Stunde z. B. an der Tafel angehängt werden. Die Schülerinnen und Schüler wissen nach einigen Stunden spätestens, dass sie sich auf die Stunde vorbereiten, indem sie das benötigte Material zusammensuchen (Beispiel: stummer Impuls zu Beginn einer Mathematikstunde).
- Lernstrategien: Kognitive und metakognitive Strategien können durch eine verbildlichte Darstellung unterstützt oder auch erklärt werden. Hierfür eignen sich bspw. auch Piktogramme. Die Piktogramme lassen sich auch digital einbinden. In diesem Beispiel wurden für eine Schülerin Schritte für die Verwendung von Lesestrategien zusammengestellt. Die Schülerin bekommt einen Text und befolgt Schritt für Schritt. Anhand des Piktogramms erkennt sie den nächsten Schritt in TaskCards, falls sie nicht mehr weiß, was sie machen soll, kann sie sich die hinterlegte Audioaufnahme der Lehrkraft anhören. Dies fördert die Selbstständigkeit bei der Anwendung von Strategien.
Darüber hinaus lassen sich die Piktogramme beispielsweise einsetzen:
- zur Aufgabentransparenz oder zur Verdeutlichung von Aufgabenstellungen,
- um Anforderungen oder Zielsetzungen der Stunde / der Woche transparent darzustellen,
- zur Darstellung des roten Fadens der Unterrichtseinheit mit visueller Unterstützung,
- zur Visualisierung und Orientierung im Klassenraum / in der Schule (Beschriftung der Fachräume, Toiletten, Aufenthaltsräume usw.),
- zur Vorstrukturierung des Lernens und Handelns (z. B. auch zum Sortieren auf Karten)
- für die Durchführung unter Unterstützung von Methoden im Klassenraum (z. B. Meldekette, Think-Pair-Share usw.),
- zur Strukturierung von kooperativen Lernphasen.
Fazit
Visualisierungen sind eine wesentliche Komponente des digital-inklusiven Unterrichts. Sie ermöglichen den Zugang zur Methodik und Didaktik des Unterricht, zum Lerngegenstand und zur gemeinsamen Arbeit unter Schülerinnen und Schüler und sind damit für die Teilhabe an Bildung ein wesentliches Element. Besonders hervorzuheben ist, dass die Symbole von Arasaac einem weiten Inklusionsbegriff unterliegen. Dennoch sind nicht immer alle Begrifflichkeiten zu finden, es bleibt zu hoffen, dass die Sammlung beständig erweitert wird. Falls ein Symbol einmal nicht gefunden werden kann, steht hier noch eine Reihe von weiteren Datenbanken zur Verfügung, die ggf. für den schulischen Alltag weiterhelfen können. Diese Pinwand darf gerne erweitert werden.
Alle in diesem Beitrag verwendeten Piktogramme sind Eigentum der Regierung von Aragón und wurden von Sergio Palao für ARASAAC erstellt, das sie unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0 weitergibt.