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Soft­ware ist heute aus unserem Alltag nicht mehr weg­zu­denken. Die meisten Men­schen kommen keinen ein­zigen Tag ohne den Ein­satz von Soft­ware aus. Sie wird im beruf­li­chen Umfeld, auf Lap­tops oder Mobil­te­le­fonen ver­wendet. Aber auch an weniger offen­sicht­li­chen Orten findet sich Soft­ware: in Zügen, Autos, Fern­seh­ge­räten, Wasch­ma­schinen, Kühl­schränken und vielen wei­teren Geräten.

Keines dieser Geräte könnte ohne Soft­ware funk­tio­nieren. Ohne sie wäre es uns nicht mög­lich, E‑Mails zu schreiben, zu tele­fo­nieren, ein­zu­kaufen oder auf die Weise zu reisen, wie wir es heute gewohnt sind. Soft­ware ist somit ein unver­zicht­bares Instru­ment unserer Gesell­schaft.

Doch wie können wir Kinder dazu moti­vieren und befä­higen, die Soft­ware und ihre Aus­wir­kungen auf unsere Gesell­schaft zu ver­stehen? Und wie ermu­tigen wir sie, selbst zu expe­ri­men­tieren und nach­zu­denken, wie sie Soft­ware im Sinne der Gesell­schaft gestalten können?

Diese Fragen stellte ich mir auch im Umgang mit meinen eigenen Kin­dern. Ein Resultat dieser Über­le­gungen ist das Vor­le­se­buch »Ada & Zan­ge­mann – Ein Mär­chen über Soft­ware, Skate­boards und Him­beereis« –  erstellt von der Free Soft­ware Foun­da­tion Europe e.V. (FSFE). Das Buch richtet sich an Kinder ab sechs Jahren und wurde im Dezember 2021 in deut­scher Sprache als Open Edu­ca­tional Resource (OER) vom O’Reilly / dpunkt.verlag ver­öf­fent­licht. Das bedeutet, dass das Buch von Leh­renden und anderen Inter­es­sierten in jedem Format oder Medium für belie­bige Zwecke – ein­schließ­lich kom­mer­zi­eller – ver­viel­fäl­tigt, ver­breitet und ange­passt werden darf.

Seit der Ver­öf­fent­li­chung haben ehren­amt­liche Hel­fe­rinnen und Helfer, Mit­ar­bei­tende der FSFE und ich selbst das Buch mehr als 1700 Kin­dern vor­ge­lesen – meist in Grund­schulen.

Der Ablauf der Lesungen erstreckte sich über­wie­gend über ein bis ein­ein­halb Stunden, wobei das Buch voll­ständig vor­ge­lesen wurde (ca. 30 Minuten). Im Anschluss daran wurden die Fragen und Ideen der Kinder bespro­chen. Ergän­zend dazu stehen zusätz­liche Mate­ria­lien in der­zeit 10 Spra­chen zur Ver­fü­gung:

  • Prä­sen­ta­ti­ons­fo­lien, auf denen nur die Illus­tra­tionen des Buches sichtbar sind. Diese werden mit einem Pro­jektor oder auf einem Smart­board gezeigt.
  • Zum Vor­lesen ein Text des Buches mit Hin­weisen, an wel­chen Stellen wir die Illus­tra­tionen jeweils wech­seln – die emp­foh­lenen Wechsel sind hier etwas anders als im Buch.

In einigen Fällen diente die Lesung als Ein­stieg zu tech­ni­schen Work­shops, die von anderen Orga­ni­sa­tionen ange­boten wurden. Für alle Ver­an­stal­tungen können auf der Web­site der FSFE Lese­zei­chen, Sti­cker, Post­karten und Poster kos­tenlos bestellt werden.

Auf Grund­lage unserer Erfah­rungen haben wir eine Samm­lung von Tipps & Tricks zur Durch­füh­rung von Lesungen zusam­men­ge­stellt (auf Eng­lisch). Hier sind auch Ideen von Leh­renden zu finden – bei­spiels­weise von einer Leh­rerin an einer eng­li­schen Schule in Spa­nien: Sie behan­delte das Buch im Rahmen einer Pro­jekt­woche und ließ die Kinder Briefe an den Erfinder Zan­ge­mann schreiben. Dank der Zustim­mung der Eltern konnten diese Briefe ver­öf­fent­licht werden.

In Frank­reich orga­ni­sierte das Bil­dungs­mi­nis­te­rium eine gemein­schaft­liche Über­set­zung des Buches. Über 100 Schü­le­rinnen und Schüler aus vier ver­schie­denen Schulen beschäf­tigten sich meh­rere Wochen
in ver­schie­denen Pro­jekten mit dem Thema und erstellten dann gemeinsam online eine Über­set­zung. Auf­grund der OER-Lizenz konnte das Buch mit Unter­stüt­zung des Minis­te­riums von einem Verlag ver­öf­fent­licht und eine kos­ten­lose Online-Ver­sion bereit­ge­stellt werden. Das Minis­te­rium hat bereits Hun­derte von Exem­plaren kos­ten­frei an Leh­rende ver­teilt.

Doch dies soll nur der Anfang sein. Die gewählte Lizenz ermög­licht es Leh­renden, die Mate­ria­lien an ihre eigenen Bedürf­nisse anzu­passen und sie welt­weit mit anderen Leh­renden zu teilen.

Wir hoffen, dass diese Mate­ria­lien dazu bei­tragen, Kinder für den kri­ti­schen Umgang mit Soft­ware zu sen­si­bi­li­sieren, das Ver­ständnis darum för­dern und sie für deren Wei­ter­ent­wick­lung in einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft zu begeis­tern.

Alle Mate­ria­lien sind in dem FSFE-Ver­zeichnis zum Buch als Open Edu­ca­tional Resources (CC BY-SA) ver­fügbar.

Matthias Kirschner ist Präsi­dent der FSFE. 1999 begann er, GNU/Linux zu nutzen, und realisierte, dass Software tief in allen Be­reichen unseres Lebens ver­wurzelt ist. Er ist davon über­zeugt, dass diese Technik unsere Ge­sellschaft nicht ein­schränken, sondern sie be­fähigen muss. Seit 2004, während seines Stu­diums der Politik-­ und Ver­waltungs­wissenschaft, en­gagiert er sich bei der FSFE.

Er unter­stützt Orga­nisationen, Unter­nehmen und die öf­fentliche Ver­waltung dabei, von Freier Soft­ware zu pro­fitieren, und erklärt, wie die grund­legenden Rechte von Freier Soft­ware – das Recht, sie zu ver­wenden, zu ver­stehen, zu ver­breiten und zu ver­bessern – die Meinungs­freiheit, Presse­freiheit und Privat­sphäre fördern.

Matthias ist Autor des Buches »Ada & Zangemann – Ein Märchen über Soft­ware, Skate­boards und Himbeer­eis«, erschienen auf Deutsch bei O'Reilly / dpunkt.­verlag und derzeit in neun andere Sprachen über­setzt.

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