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Nach digi­taler Zeit­rech­nung sind QR-Codes steinalt: 1994 vom japa­ni­schem Unter­nehmen Denso Wave ent­wi­ckelt, finden sich diese heute als Feed­back­ver­lin­kung in der Bahn, digi­tale Adres­s­info auf Visi­ten­karten oder WiFi-Zugangs­daten im Bistro um die Ecke. Auch in Lern­kon­texten werden die pixeligen Qua­drate immer häu­figer ver­wendet. Denn mit ein wenig tech­ni­schem Know-How und Krea­ti­vität lassen sich Texte um mul­ti­me­diale Inhalte ergänzen, Gegen­stände und Räume ver­tonen und digi­tale Schnit­zel­jagden gestalten.

Eines vorweg: Der QR-Code kann eigent­lich nur Text. Um mul­ti­me­diale Inhalte anbieten zu können, muss auf eine URL ver­wiesen werden. Das kann zum Bei­spiel ein Bild der Web­site Uns­plash sein oder ein You­tube-Video. Der große Vor­teil liegt in der ein­fa­chen Ver­lin­kung kom­plexer Inter­net­adressen. Das Abtippen ent­fällt, was nicht nur für Ler­nende mit wenig Erfah­rung bei der Bedie­nung einer latei­ni­schen Tas­tatur hilf­reich sein kann.
QR-Codes lassen sich pro­blemlos mit bei­nahe jedem modernen Mobil­gerät scannen. Für iOS nutzt du ein­fach die Kamera-App. Mit vielen Android-Geräten funk­tio­niert das auch. Ansonsten emp­fehle ich dir die daten­schutz­freund­liche App QR Scanner der For­schungs­gruppe SECUSO (Uni Darm­stadt).

Unser Tool QRSto­rage bietet der noch etwas mehr als ein klas­si­cher QR-Code-Gene­rator: Inte­griert ist bei uns eine Sprach­syn­these, mit der du zwar Google Text-to-Speech nutzt, selbst aber unsichtbar für Google bleibst. So kannst du »spre­chende« QR-Codes gene­rieren – und das in meh­reren Spra­chen und sogar mit Über­set­zung. Zusätz­lich ist es mög­lich, for­ma­tierte Texte zu gestalten und mit Bil­dern zu ergänzen, auf die dann mit einem QR-Code ver­linkt wird. Pro­biere das Tool unbe­dingt aus!

Wie kannst du QR-Codes für die Sprach­bil­dung ein­setzen? Für Sprach­an­fänger in Kita und Schule bietet es sich an, Gegen­stände wie Möbel und Räume zusätz­lich zum geschrie­benen Wort (-r Tisch ‑e) mit QR-Codes zu ver­sehen, die eine Sprach­aus­gabe ermög­li­chen. Neben dem Wort mit pas­sendem Artikel (»der Tisch«) können Wörter auch im Satz­zu­sam­men­hang (»Der Tisch ist niedrig«) oder in anderen Spra­chen (»La mesa es baja«) ange­boten werden. Ein vor­han­denes oder noch zu gestal­tendes Memory kann auf diese Weise auch um eine Sprach­aus­gabe oder Geräu­sche ergänzt werden. Kleiner Tipp: Mar­kiere deine Codes farbig mit den Arti­kel­farben Blau, Rot und Grün, um das Genus zu kenn­zeichnen.

Inter­es­sant ist die Gestal­tung einer Hör­schnit­zel­jagd mit QR-Codes, die durch Schule oder Kita führt. Hier kommt es auf das genaue Zuhören an. Der Schwie­rig­keits­grad lässt sich leicht an die Lern­gruppe anpassen.
In einem grö­ßeren Pro­jekt können die Spra­chen der Ler­nenden auch selbst auf­ge­nommen werden. Die so pro­du­zierten Audio­da­teien von Räumen und Gegen­ständen werden auf der Schul­home­page hin­ter­legt. Die in der Ein­rich­tung ver­teilten QR-Codes erlauben einen ein­fa­chen Zugriff. In so gestal­teten Sprach­land­schaften erleben Kinder und Jugend­liche hörbar die Mehr­spra­chig­keit ihrer Lern­gruppe und Schul­ge­mein­schaft.

Im sprach­sen­si­blen Unter­richt kann das Ver­stehen bil­dungs­sprach­li­cher Texte durch Lern­vi­deos, ergän­zende Bilder und Gra­fiken oder zusätz­liche Hin­weise mit­tels Audio-QR-Code indi­vi­duell unter­stützt werden. Die QR-Codes kannst du direkt in deine Mate­ria­lien ein­fügen. Ebenso ist ein kurzer und sprach­lich redu­zierter Brü­cken­text denkbar, der mit­tels QR-Code – bei Bedarf auch als Audio­datei – zur Ver­fü­gung steht. Aber bitte nicht zu ein­fach! Bedenke, dass die sprach­liche Auf­gabe deine Ler­nenden herauf­or­dern sollte. Unter­stüt­zung im Sinne des Scaf­fol­dings ori­en­tiert sich stets am indi­vi­du­ellen Sprach­stand, um eine Kom­pe­tenz­ent­wick­lung zu för­dern. Auf der Web­site von Josef Leisen fin­dest du eine gute Zusam­men­fas­sung der Prin­zi­pien sprach­sen­si­blen Unter­richts.

Natür­lich sollen die Ler­nenden auch selbst QR-Codes gene­rieren. Außerdem können die tech­ni­schen Hin­ter­gründe erar­beitet werden. Für die Jün­geren sind QR-Codes zum Aus­malen eine wun­der­bare Idee und ermög­li­chen eine erste Annä­he­rung an deren Funk­ti­ons­weise. In jedem Fall sollte aber im Zusam­men­hang mit QR-Codes dafür sen­si­bi­li­siert werden, dass diese auch auf schad­hafte Seiten ver­weisen können und dass gerade hin­sicht­lich der Aus­wahl einer geeig­neten App auf den Daten­schutz zu achten ist.

QR-Codes begegnen die quasi in jedem unserer Work­shops. Viel­leicht hast du auch bereits eine kon­krete Pro­jekt­idee? Dann mach mit!

Tim ist Deutsch- und Bio­­lehrer und am NLQ ver­­ant­­­wort­lich für das Thema »Sprach­­bildung mit digi­­talen Medien«. Prak­­­tische Erfah­­rungen sam­­­melte er u.a. während des Auslands­­schul­dienstes in Ecuador und einer Lehr­­­tätig­­­keit in einer Erst­­aufnahme­einrich­tung. Diese fundierte er theoretisch durch ein weiter­­bildendes Studium »Deutsch als Zweit­­sprache« und einen Master für »Schul­manage­ment und Qualitäts­­entwick­lung«. In der digi­­talen Welt fas­zi­­nieren ihn besonders die Poten­­ziale offener Kon­­­zepte wie OER und Open Source.

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